Traditionelle Winterveranstaltung des Immpresseclub in Berlin

Trotz Schneechaos in Berlin fanden am 6. Dezember 2012 wieder ca. 50 Immobilien-Journalisten den Weg ins Berliner Hilton zur traditionellen Winterveranstaltung des immpresseclub e.V. Nachdem dem vormittaglichen Vortrag von Fachanwalt Phillip von Mettenheim zum Presserecht widmeten sich die Teilnehmer dem fachlichen Schwerpunkt: „Mit welchen Immobilien kann man heute noch Geld verdienen.“

Werner Rohmert und Wolfgang Egger (Patrizia)
Werner Rohmert und Wolfgang Egger (Patrizia)

Eröffnungsredner Wolfgang Egger (siehe Foto), Chef und Gründer der Patrizia mit „Bau, Steine, Erde“-Herkunft machte bei seinem Erstvortrag vor breitem Publikum deutlich, dass es heute mehr denn je darauf ankomme, nicht nur Teilbereiche des Immobiliengeschäfts abzudecken, sondern sich als Allrounder im „Haifischbecken“ zu beweisen. Gerade die Übernahme der LB ImmoInvest habe gezeigt, dass die vertikalen Strukturen seines Unternehmens bestens in die heutige Immobilienwelt passen. Investoren wollen heute vor allem Vertrauen. Egger sieht sich selbst als Krisengewinner. Bei Börsengang noch Prügelknabe der Branche, ist die Patrizia mittlerweile ein angekommener, ernstzunehmender Player auf Expansionskurs. Interessant aus Journalistensicht und späteres Gesprächsthema war, dass der Mann, der den größten Immobiliendeal des Jahres verbuchen konnte, das noch nicht einmal für erwähnenswert hielt.

Ähnlich bescheiden zeigte Peter Groner, Aufsichtsratsvorsitzender der ZBI Zentral Boden Immobilien AG, der sich in über 30 Jahren ausschließliche Kernkompetenz in deutsche Wohnimmobilien erarbeite, das „Machbare“ auf. 4 bis 5% laufende Rendite sind im professionellen Geschäft möglich. Ziel sei es, das Gleiche noch einmal über Handel zu erzielen. Im Einkauf läge der Gewinn, aber Opportunities gäbe es anders als zu Beginn des Jahrtausends heute nur noch sehr selten. Bonität, Professionalität, schnelle Entscheidungen, gutes Einkaufsimage und Marktpräsenz machen heute den Gewinn aus.

Seine Fonds liefen auch in der Krise gut. Die laufend marktangepasste und kontinuierlich neu vermietete Wohnimmobilie ist schließlich die einzige echte Core-Immobilie, die es gibt. Erst kürzlich konnte man einen kompletten Fonds an die GSW veräußern und die Versprechungen an die Anleger einhalten. Seinen Mieter zu kennen, ist gerade im Wohnungsgeschäft offenbar ein wichtiger Aspekt.

Im anschließenden Vortrag von Prof. Dr. Stephan Bone-Winkel, BEOS, wurde deutlich, dass der (Nach-) Mieter bestimmt, was „Core“ ist, nicht der Investor oder Projektentwickler. Auf der Gewerbeseite gibt es Investmentchancen dort, wo der Nutzer den Markt bestimmt. Und das muss nicht immer die Core-Lage sein, wie sie in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Das monetäre Drama der echten Core-Immobilie „T11“ in Frankfurt, dem einzigen deutschen Gebäude mit einem Mietvertrag von über 100 DM rechnete Bone-Winkel vor. Fazit: Core werde vor allem durch den Nutzer bestimmt.

Insofern habe BEOS ausschließlich „Core-Lagen“ im Portfolio, auch wenn Investoren beim Blick auf die Portfoliolandkarte oftmals „überrascht“ seien und Core wohl anders definierten. „Wir sind von Standorten überzeugt, an denen unser Mieter keine andere Möglichkeit hat, als bei uns zu mieten“, so das Credo von Bone-Winkel. Hochwertige Mieter, die jeden Investor begeistern, die aber immer auf der Suche nach der besten Immobilie seien, wie z. B. KPMG, Ernst & Young, Price Waterhouse Coopers und viele ähnlich anspruchsvolle Mieter hält Bone-Winkel für die modernen Mietnomaden von heute. Zum Auslauf des Mietvertrages sind sie immer auf der Suche nach dem dann besten und flächenmäßig passenden Gebäude.

Bone-Winkel machte deutlich, dass die Wertentwicklung einer klassischen Core-Immobilie auch nicht vom Zins abhängig ist. Während Bonds seit Jahren niedrigere Verzinsungen zeigen, hat sich die deutsche Immobilie in seiner Renditeerwartung relativ stabil gezeigt. Entsprechend wirkt sich der drastische Mietverfall direkt auf den Immobilienwert aus. Dabei sei auch noch zu berücksichtigen, dass eine 20 Jahre alte Immobilie eher ein Sanierungsfall sei und keinesfalls in einer Anschlussvermietung heutige Neubaumieten erreichen würde. T11 sei genau alle 20 Jahre total entkernt worden. Die Nachkalkulation schon der Nominalwerte führt Gebäudewertsteigerung und Inflationsschutz ad absurdum. Realentwicklungen liegen noch einmal 35% darunter.

Wie Projektentwicklung abseits des Mainstreams funktionieren kann, zeigten Dr. Bodo Küpper und Sohn Thilo. Die Wuppertaler Projektentwickler versuchen aus dem multikulturellen Arbeiterviertel und „Industriebrache“ Wuppertal-Arrenberg mit viel Liebe zur Stadt wieder die einstigen blühenden Landschaften der Nachkriegszeit zu zaubern – allerdings auf heutige Bedürfnisse angepasst. Mit Erfolg: Seit Neuaufstellung der politischen Landschaft Wuppertals verzeichnet die Stadt seit zwei Jahren wieder Bevölkerungswachstum. immpresseclub-Vorsitzender Werner Rohmert hatte sich als Wuppertaler im Vorfeld die Projektentwicklungen angeschaut. Hochachtung hat er vor der Vision, eine 20 Jahre leerstehende rote Backsteinruine in ein modernes Wohn- und Büroumfeld zu verwandeln, das dann noch neue Mietmaßstäbe in Wuppertal setzt.

Neben dem Fachlichen spielten bei der Veranstaltung aber leider auch Interna eine Rolle. Der Tod der FTD dürfte für viele anwesende Journalisten eine schmerzliche Auslastungs- und Image-Lücke hinterlassen. Auch für die Branche wird mit der FTD ein Fachblatt fehlen. Die FTD war auch das Medium, das externe Immobilien- und Fonds-Kompetenz umfangreich einkaufte.

immpresseclub-Interna: Nach den Vorträgen fand wie immer die Hauptversammlung des immpresseclubs statt. Der Verein entwickelt sich stabil. Inzwischen dürfte er Repräsentativitätsansprüche erfüllen. Wachsende Mitgliederzahlen zeigen Interesse und Branchenwachstum auf.
Bei den Wahlen wurden alle Vorstandsmitglieder bestätigt. Werner Rohmert, „Der Immobilienbrief“/“Der Platow Brief“, bleibt Vorstandsvorsitzender, Peter Horn, bis vor kurzem „Immobilien-Chef“ der Süddeutschen Zeitung, und Frank-Peter Unterreiner, FAZ und Immobilienbrief Stuttgart sind weitere Vorstände. Auch Schatzmeister Robert Scholl und Kassenprüfer Nikolaus von Raggamby bleiben im Amt. I

Im nächsten Jahr trifft sich der immpresseclub am 13.6. wahrscheinlich in Frankfurt und am 5. Dezember wie immer in Berlin. (AE/WR)