Optimismus in der Branche

 

Mit einer repräsentativen Beteiligung deutscher Immobilienjournalisten fand am 7. Dezember 2006 die Jahreshauptversammlung deutscher Immobilienjournalisten statt. Der Blick auf die Teilnehmerliste macht deutlich, dass der immpresseclub in den letzten Jahren durchaus eine ernstzunehmende Vertretung auch der Brancheninteressen geworden ist.

Jens Friedemann, Immobilien-Ressortleiter der FAZ wurde neu in den Vorstand gewählt. Friedemann macht sich für einen klaren inhaltlichen Rahmen des immpresseclubs stark. “Der Immobilienbrief“-Herausgeber Werner Rohmert, u. a. Immobilienspezialist von „Der Platow Brief“, wurde als Vorsitzender ebenso wie Peter Horn, Süddeutsche Zeitung, als Stellvertreter einstimmig bestätigt.

Inzwischen sind die nahezu alle Immobilien-Fachmedien im immpresseclub vertreten (siehe Teilnehmerliste unten). Die künftige Arbeit des Vereins der Immobilienjournalisten sieht u. a. auch vor, regelmäßig die Meinungen der Immobilienjournalisten zu Sachfragen der Branche durch interne Umfrage zu ermitteln und zu veröffentlichen.

Inhaltlich standen auf dieser Tagung „bodenständige“ Sachfragen im Vordergrund: In der deutschen Immobilienwirtschaft bestimmten in den vergangenen Jahren vor allem Wertverluste und unerfüllte Renditeerwartungen bei den Immobilieninvestments die Schlagzeilen. Zum Jahreswechsel 2006/2007 überwiegen nun wieder die optimistischen Töne und Prognosen: Bessere Jahre für die Immobilienbranche und Licht am Ende des Tunnels seien sowohl im Wohn- als auch im Gewerbeimmobilienbereich sichtbar.

Trotzdem hat die Immobilienkrise zu Entwicklungen und Strukturveränderungen in der Branche geführt, die vieles verändert haben. Die breite Themenpalette des zweiten Treffens 2006 des immpresseclubs e.V. – der Vereinigung von Immobilienjournalisten – stand darum ganz im Zeichen dieser Auswirkungen.

Eine dieser Entwicklungen ist ein massiver Einstieg ausländischer Investoren, Opportunity Funds – in deutsche Immobilienunternehmen. Zu den Übernahme- „Opfern“ zählt die GSW Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft Berlin, die 2004 mit ihren damals über 65.000 Wohnungen vom Berliner Senat an die Goldman Sachs und die US Investmentgesellschaft Cerberus verkauft wurde. Thomas Rücker, Mitglied der GSW-Geschäftsführung, erläuterte den Journalisten, wie sich die GSW seither vom „Halter eines großen landeseigenen Wohnungsbestands hin zu einem dynamischen Immobilienunternehmen“ gewandelt hat und weiter verändert. Rücker beschrieb wie mit Einsparungs-, Rationalisierungs- und Umstrukturierungsmaßnahmen einerseits die Renditen des Unternehmens gesteigert werden und wie mit verschiedenen Programmen und „operativen Werthebeln“ andererseits die Wertentwicklung des Wohnungsbestands, dessen aktiver Verkauf schon begonnen hat, positiv beeinflusst werden soll.

Immobilieninvestments – wie z. B. geschlossene Fonds – verkaufen sich mit Bewertungen von vermeintlich „unabhängigen“ Rating-Agenturen mit bekannten Namen leichter. Die Haftung dieser Rating-Agenturen für ihre Immobilienbewertung und Renditeprognosen beschäftigt immer wieder die Gerichte. Über den Stand der Rechtsprechung und die gesetzliche Lage informierte Rechtsanwalt Werner Klumpe, von Klumpe, Schroeder + Partner GbR, einer der bekannten Kanzleien im Kapitalanlage- und Immobilienbereich. Es wurde dabei klar, dass ein Rating von Agenturen wie Scope, Feri, GUB etc. vor Gericht angreifbar ist, wenn ein Fondsinitiator dieses Rating in Auftrag gegeben hat. Je intensiver die Zusammenarbeit mit der Rating-Agentur dann im Vertrieb der Fonds ist, desto größer die Chance des Anlegers, Sachadensansprüche aufgrund „potenzieller Interessenskonflikte der Analysten“ gegenüber der Rating-Agentur durchsetzen zu können. Als Beispiel nannte Werner Klumpe gemeinsam Roadshows von Fondsgesellschaft und Rating-Agentur. Hier sei der Anspruch an die Rating-Agentur von Objektivität, Unabhängigkeit und Neutralität“ in Zweifel zu ziehen.

Zu den Gewerbeimmobilien, die boomen und sich bislang als weniger krisenanfällige Kapitalanlage im Vergleich zu anderen Immo-Investments erwiesen, zählen die Logistikimmobilien. Einer der langjährig erfahrenen und erfolgreichen Entwickler von Logistikimmobilien ist die Garbe Unternehmensgruppe aus Hamburg. Geschäftsführer Sebastian Ott präsentierte die Firmenstrategie bei der Planung, Projektierung und Fertigung von Logistikimmobilien. Diese reichen von Anlagen für den sofortigen Warenumschlag über klassische Logistikzentren mit Lagerkapazitäten bis hin zu automatisierten Logistikzentren. Für die Ertragsentwicklung von Logistikfonds gab sich Ott zuversichtlich. Den angestrebten Renditen um jährlich 8 Prozent käme man in Zukunft wieder näher. Er gab jedoch zu, dass man derzeit mit durchschnittlich 6 Prozent pro Jahr unter den eigenen Zielen liege.

Bevor immobilienpolitische Themen diskutiert wurden, gab es ein besonderes Highlight der Veranstaltung. Der Bürgermeister der Stadt Rheda-Wiedenbrück (auch Sitz des Verlages), Bernd Jostkleigrewe, war einer Einladung des 1. Vorsitzenden des immpresseclub e.V., Werner Rohmert, gefolgt und stellte das Wirtschaftszentrum AUREA vor, dessen Vermarktung ab Anfang 2007 startet. Der Kommunalpolitiker begeisterte die anwesenden Journalisten neben seiner Idee, Wirtschaftsförderung auf vollkommen unkonventionelle Art zu betreiben auch durch die Art des engagierten und motivierenden Vortrags.

Unter dem Namen AUREA wird ein 140 Hektar großes Gewerbegebiet promotet, das einen eigenen Anschluss an die Autobahn A2 hat, 24-Stunden-Betrieb ermöglicht und gemeinsam von den drei Kommunen Rheda-Wiedenbrück, Oelde und Herzebrock-Clarholz getragen wird. Neben den vielen Vorzügen der Lage der wirtschaftsstarken und auch bevölkerungsmäßig prosperierenden Region Ostwestfalen „im Herzen Europas“ wirken besonders die Anstrengungen zur unbürokratischen und kostengünstigen Ansiedlung überzeugend. Nach dem Motto „Bei uns ist Wirtschaftsförderung Chefsache“ sollen interessierte Unternehmen nur einen zentralen Ansprechpartner statt unzähliger verschiedener Ämter haben und innerhalb von sechs Wochen die Baugenehmigung erhalten. – Nach Meinung der meisten Anwesenden ein nachahmenswertes Beispiel von kreativer Wirtschaftsförderung, von dessen Erfolgen man sicher noch einiges hören wird.

Als Abschluß des offiziellen Teils der immpresseclub-Veranstaltung ging MinDir Dr. Peter Runkel, Leiter der Abt. Stadtentwicklung und Wohnen beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung auf immobilienpolitische Beschlüsse, Vorhaben und den Stand der politischen Diskussionen in seinem Ministerium ein. Dabei stand vor allem die geplante Einführung der deutschen REITs im Interesse. Hier verteidigte der Ministerialbeamte die Auffassung des Ministeriums die Einführung des G-REITs – auch in der vorgesehenen Form ohne Einbeziehung der Wohnimmobilien. Das sei besser „als nichts“ und als Kompromiss ein Schritt hin zur Ermöglichung des REITs für alle Immobilienarten. Wegen fehlender Belastbarkeit der Umfrageergebnisse hat die Politik vorsichtshalber darauf verzichtet, Unternehmen zu fragen, ob es genug Immobilien für den Reit gibt.

Wie bei allen Veranstaltungen des immpresseclubs gute Tradition, berichteten auch diesmal wieder einige Fördermitglieder über Neuigkeiten aus Ihren Unternehmen. Geschäftsführer Morten Hahn von Dr. Lübke Immobilien GmbH blickte stolz auf die Geschäftsentwicklung seit der Übernahme des Unternehmens von der Dresdner-Bank-Gruppe vor vier Jahren zurück. Nach dem Rekordjahr 2005 werde auch das laufende Geschäftsjahr 2006 bei Umsatz und Ertrag mit dem besten Ergebnis seit 1990 abschließen.

Geschäftsführer Reiner Seelheim vom Fondsinitiator Blue Capital GmbH, sprach über die ungünstige Entwicklung des Immobilienmarktes in den USA, wo das Unternehmen bislang schwerpunktmäßig aktiv war. Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass sich das Platzen der „Immobilien-Blase“ vor allem im Wohnhaus-Sektor nicht übermäßig stark auf die Gesamtkonjunktur in den USA und damit auch auf den Gewerbeimmobilienbereich auswirke. Seelheim forderte, dass sich die Anleger auch bei Immobilieninvestments insgesamt an die inzwischen in allen Bereichen des Kapitalmarkts gesunkenen Renditen gewöhnen müssten.

Im Rahmen des Abendessens, das im exklusiven „China-Club“ des Hotel Adlons stattfand, nutzten die Geschäftsführer Michael Zimmer und Dr. Michael Albertz von der Düsseldorfer Corpus Immobiliengruppe GmbH & Co. KG, die Gelegenheit, deren optimistische Prognose zur Entwicklung der Immobilienmärkte in Deutschland und insbesondere in Berlin darzulegen. Corpus setzt auf eine nachhaltige Belebung der Gewerbeimmobilienmärkte als auch auf Wertsteigerungen von Wohnimmobilien – zumindest in guten und gefragten Lagen. Dementsprechend verstärkt die Immobiliengruppe, zu deren Assets rund 10.000 Wohnungen zählen, nun die Aktivitäten im Bereich gewerblicher und insbesondere von Einzelhandelsimmobilien.

Thomas Döbel / Werner Rohmert

Teilnehmerliste Journalisten-Tagung immpresseclub
am 7.12.2006 im Hotel Adlon, Berlin:

Bobka, Gabriele, Chefredakteurin Deutsche Immobilien-Akademie (DIA); Degener, Arne, „Der Immobilienbrief“; Dentz, Markus, “FINANCE“, F.A.Z.-Institut; Döbel, Thomas, „Elite Report“; Friedemann, Jens, Ressortleiter Immobilien FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung; Gotzi, Markus, Fachjournalist FTD, Welt, Welt a.S. u.a.; Chefredakteur „Der Fonds Brief“; Horn, Peter, Ressortleiter Immobilien „Süddeutsche Zeitung“; Labusch, Dirk, Chefredakteur „Immobilienwirtschaft“; Löffler, German J.S Badische Zeitung; Loipfinger, Stefan, Verleger u. Chefredakteur „fondstelegramm“; Porten, Thomas, Chefredakteur „Immobilien Zeitung“; Raggamby, Nikolaus von, Redakteur Immobilien u. Sonderbeilagen FTD FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND; Rohmert, Werner, Immobilienspezialist „Der Platow Brief“; Herausgeber u. Vorstand „Der Immobilienbrief“; Schönfels, Hans-Kaspar von, freier Wirtschaftsjournalist, „Elite Report“; Warda, Gerd, Chefredakteur, „DieWohnungswirtschaft“; Wachter, Alexander Dr., Thomas Daily News

Freie Journalisten: Escher, Gudrun, Fachjournalistin (u.a. Handelsblatt); Schönfels, Re von, freie Journalistin und Mediengestalterin; Scholl, Robert, M.A., Ministerialdirigent, Fachjournalist; Stimpel, Roland, „Plan Immobilienjournal“; Trusheim, Dirk; Unterreiner, Frank Peter, u.a. Immobilienbeilagen der FAZ; Vierbuchen, Ruth Dr.; Wüst, Birgit; Erdmann, Bettina, Journalistin; Henkel, Regina Journalistin.